Als Ute Mahler 1979 den Fotokina Preis für Fotografie gewinnt, will der Hauptsponsor ihr eine Flugreise nach Bombay schenken. Ute Mahler ist 30 Jahre alt, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Eine Reise, auf die sie als DDR Bürgerin noch ein ganzes Leben lang hätte warten müssen. Das Ticket ist 1500 Mark wert. Das ist Mahler egal, sie will nicht so weit und doch viel weiter. In Paris möchte sie den Bildern von Vogue und Marie Claire nachreisen, die in der Redaktion der Sibylle ausliegen. Der Kulturbund gibt schließlich nach, das Ticket nach Paris kostet nur einen Bruchteil der Indien Reise. Mahler hat präzise Bilder im Kopf, Sequenzen von rauchenden Serge Gainsbourgs und schlaksigen Jane Birkins. Das Paris was sie dort erfährt deckt sich nicht damit. Das hat sie Paris nicht verziehen. “Ich war enttäuscht. Ich musste die Kamera dagegenhalten.“ Sie demontiert ihr eigenes Bild von Frankreich, fotografiert unter anderem Tauben in Käfigen, symbolträchtige Reportagefotografie statt Mademoiselles in Givenchy.
In ihren Arbeiten für das renommierte Modemagazin Sibylle ist sie die Regisseurin, keine Wirklichkeit kann sie enttäuschen. Die Models sind Frauen mit richtigen Berufen, die in einer Ute Mahler Inszenierung besetzt werden. Mahler genießt es, Träume zu inszenieren. Die Zutaten zu diesen Träumen kann man im Gegensatz zu denen in Mailand nicht kaufen. Wer viel auf dem Sparkonto hat, kann zwar seine Garderobe mit importierten Kleidern aus den Exquisit-Läden anreichern, Prunk und Labels sind aber verpönt. Manchmal äußert das Zentralkommitee „Wünsche“: die Models sollten nicht so traurig dreinsehen und ob man nicht mal einen schönen, modernen Plattenbau als Hintergrund wählen könne, statt der düsteren Altbaufassaden.
In ihren Arbeiten für das renommierte Modemagazin Sibylle ist sie die Regisseurin, keine Wirklichkeit kann sie enttäuschen. Die Models sind Frauen mit richtigen Berufen, die in einer Ute Mahler Inszenierung besetzt werden. Mahler genießt es, Träume zu inszenieren. Die Zutaten zu diesen Träumen kann man im Gegensatz zu denen in Mailand nicht kaufen. Wer viel auf dem Sparkonto hat, kann zwar seine Garderobe mit importierten Kleidern aus den Exquisit-Läden anreichern, Prunk und Labels sind aber verpönt. Manchmal äußert das Zentralkommitee „Wünsche“: die Models sollten nicht so traurig dreinsehen und ob man nicht mal einen schönen, modernen Plattenbau als Hintergrund wählen könne, statt der düsteren Altbaufassaden.
Ist es das wovon Honecker träumt als er im Halbdunkel seines privaten Hauskinos bei Softpornos und Schinkennudeln entspannt? Lachende Frauen in Plattenbausiedlungen? Den Plattenbau kann das ZK haben, aber Mahler sperrt ihr Model in einen Käfig aus Maschendraht. Mahlers subtiles Spiel mit den Grenzen der Zensur ist ein raffiniertes Vexierbild mit machtvollen Konsequenzen, denn ihre Bilder prägen das Selbstverständnis einer ganzen Generation. Selten geht es in ihrer Modefotografie um die Kleidung, eine Mischung aus Selbstgeschneidertem, Vintage und Customizing. Im Mittelpunkt stehen immer Menschen. Die modebewußten Frauen der Sibylle sind vor allem Individualistin, sie wollen sich von der Masse abheben. Diese Frauen portraitiert Ute Mahler. Das Portrait ist ihre Disziplin.
Auch Landschaften fotografiert sie wie Portraits. 1984 reist sie nach Kuba und das Bild, welches in dieser Ausstellung hängt - „Havanna“ - ist ihr Portrait des sozialistischen Bruderstaates. Wie das weiße Wasser, die Gischt des atlantischen Ozeans so über die Mauer spritzt ist es auch ein Bild ihrer DDR-Heimat im Stil der deutschen Romantik. Sie macht die Kraft und die Turbulenzen in der Mimik der Natur sichtbar. Wäre Caspar David Friedrich mit einer nikon nach Kuba gereist, hätte er wahrscheinlich ein ähnliches Foto geschossen.
By Eva Munz
Auch Landschaften fotografiert sie wie Portraits. 1984 reist sie nach Kuba und das Bild, welches in dieser Ausstellung hängt - „Havanna“ - ist ihr Portrait des sozialistischen Bruderstaates. Wie das weiße Wasser, die Gischt des atlantischen Ozeans so über die Mauer spritzt ist es auch ein Bild ihrer DDR-Heimat im Stil der deutschen Romantik. Sie macht die Kraft und die Turbulenzen in der Mimik der Natur sichtbar. Wäre Caspar David Friedrich mit einer nikon nach Kuba gereist, hätte er wahrscheinlich ein ähnliches Foto geschossen.
By Eva Munz