„Die Haut der Dinge ist ein Spiegel, in den wir manchmal schauen, um uns selber zu erkennen (…).“ 1
Für seine Arbeit Daheim (2010-12) blickte der Künstler Tom Licht in die Fotoalben seiner Familie. Er wählte daraus einige Fotografien aus, die seinen Heimatort im Thüringer Schiefergebirge und sein Elternhaus zeigen und hielt die Bildausschnitte mit einer Großformatkamera erneut fest. Was in den historischen Aufnahmen der Siebziger und Achtziger Jahre noch teils ulkige Schnappschüsse mit analogen Kompaktkameras sind, wird in den neuen Aufnahmen abgelöst von einem zwar anachronistischen, jedoch sehr präzisen fotografischen Verfahren.
Mit dieser Präzision spürt Tom Licht der Landschaft, der Architektur und den Objekten nach, die einst das Inventar seiner Kindheit und Jugend bildeten. Durch die Einnahme derselben Kameraperspektive offenbaren sich in den menschenleeren Landschafts- und Interieur-Aufnahmen Veränderungen und teils kuriose Konstanten: So haben etwa eine Vase und eine Porzellanfigur über die Jahre im Elternhaus zwar den Platz auf ein Häkeldeckchen gewechselt und sind doch, wie Sophie Greiff in der Publikation zur Arbeit schreibt, ein unzertrennliches Paar geblieben.
1 Gerd Selle, Siebensachen. Ein Buch über die Dinge, 1997
Für seine Arbeit Daheim (2010-12) blickte der Künstler Tom Licht in die Fotoalben seiner Familie. Er wählte daraus einige Fotografien aus, die seinen Heimatort im Thüringer Schiefergebirge und sein Elternhaus zeigen und hielt die Bildausschnitte mit einer Großformatkamera erneut fest. Was in den historischen Aufnahmen der Siebziger und Achtziger Jahre noch teils ulkige Schnappschüsse mit analogen Kompaktkameras sind, wird in den neuen Aufnahmen abgelöst von einem zwar anachronistischen, jedoch sehr präzisen fotografischen Verfahren.
Mit dieser Präzision spürt Tom Licht der Landschaft, der Architektur und den Objekten nach, die einst das Inventar seiner Kindheit und Jugend bildeten. Durch die Einnahme derselben Kameraperspektive offenbaren sich in den menschenleeren Landschafts- und Interieur-Aufnahmen Veränderungen und teils kuriose Konstanten: So haben etwa eine Vase und eine Porzellanfigur über die Jahre im Elternhaus zwar den Platz auf ein Häkeldeckchen gewechselt und sind doch, wie Sophie Greiff in der Publikation zur Arbeit schreibt, ein unzertrennliches Paar geblieben.
1 Gerd Selle, Siebensachen. Ein Buch über die Dinge, 1997
Teil der Arbeit sind neben den Fotografien auch Fundstücke. Dazu gehört unter anderem der Eintrag aus einem Stasi-Bericht, der akribisch festhält wie Teile der Hausfassade über die Zeit von der Familie renoviert werden. Dieser bürokratische Blick auf eine Familie wirkt wie eine Farce, die Dokumentation gleitet an der Oberfläche des Hauses ab. Das Haus als zentrales Element der Arbeit Daheim ist wie eine Portraitdarstellung der Familie, die gleichsam Äußerlichkeit und private Innerlichkeit (frz. „Intérieur“) vereint. Als Teil einer Gemeinde richtet sich seine Fassade nach Außen. Im Innern bewahrt es wie ein Gedächtnis Objekte wie Möbel, Kissen oder Kaffeeservice, an denen die Erinnerung an besondere Ereignisse haftet.
Durch die Gegenüberstellung historischer Fotos aus dem Familienalbum und den Jahre später aufgesuchten Objekten reflektiert der Künstler zugleich sein Medium, ist doch die Fotografie seit ihren Anfängen an das private Erinnern geknüpft und in besonderem Maße an Zeitlichkeit gebunden. Als Teil einer Generation, die in einem Land aufgewachsen ist, das es in der Form nicht mehr gibt, zeichnet der Künstler mit humorvoller Distanz ein Familienportrait, das zwischen kollektiver Erfahrung und persönlicher Erinnerung steht. Seine Arbeit schließt auf diese Weise an seine für den Deutschen Fotobuchpreis nominierte Künstlerpublikation Vater, Sohn und der Krieg (2015) an.
Die Galerie für Moderne Fotografie freut sich, mit der Ausstellung Daheim das gleichnamige Künstlerbuch zu präsentieren, die jüngst im Kehrer Verlag erschienen ist.
Text: Isabelle Busch
Durch die Gegenüberstellung historischer Fotos aus dem Familienalbum und den Jahre später aufgesuchten Objekten reflektiert der Künstler zugleich sein Medium, ist doch die Fotografie seit ihren Anfängen an das private Erinnern geknüpft und in besonderem Maße an Zeitlichkeit gebunden. Als Teil einer Generation, die in einem Land aufgewachsen ist, das es in der Form nicht mehr gibt, zeichnet der Künstler mit humorvoller Distanz ein Familienportrait, das zwischen kollektiver Erfahrung und persönlicher Erinnerung steht. Seine Arbeit schließt auf diese Weise an seine für den Deutschen Fotobuchpreis nominierte Künstlerpublikation Vater, Sohn und der Krieg (2015) an.
Die Galerie für Moderne Fotografie freut sich, mit der Ausstellung Daheim das gleichnamige Künstlerbuch zu präsentieren, die jüngst im Kehrer Verlag erschienen ist.
Text: Isabelle Busch