Die Modefotografien des Berliner Fotografen Roger Melis (1940 - 2009) wurden maßgeblich durch seine Porträtfotografie beeinflusst. Melis, der nach seiner Fotografenausbildung zunächst als wissenschaftlicher Fotograf an der Berliner Charité arbeitete, realisierte bereits ab 1962 erste Porträts von Schriftstellern und Künstlern wie Wolf Biermann, Anna Seghers, Christa Wolf, Heiner Müller oder Günter Grass - im Osten wie auch im Westen. Ab 1966 fotografierte Melis außerdem erste Reportagen und ab 1968 erste Modefotografien für die in der DDR bekannteste Mode- und Kulturzeitschrift „Sibylle“. Die einflussreiche Zeitschrift, die seit 1956 erschien und mit der die Modefotografie in der DDR untrennbar verknüpft ist, bot Kultur- und Modeinteressierten ein Forum, dass der Tendenz zum Einheitslook der DDR modische Individualität entgegenzusetzen versuchte. Dorothea Bertram, die Roger Melis 1968 kennen lernte und 1970 heiratete, war Redakteurin bei der „Sibylle“ und suchte, wie sie sagte, „frische und unverbrauchte“ Fotografen. Sie entwickelte in der Zeitschrift ein neues Modekonzept, das sich am Ideal der modernen, selbstbewussten und berufstätigen Frau orientierte und Mode als Teil der Kultur zu begreifen suchte. Sie bestärkte Melis darin, seine fotografische Sicht der bis dahin praktizierten Porträt- und Reportagefotografie auf die der Mode zu übertragen. Roger Melis’ fotografischen Einstieg bei der „Sibylle“ wie auch in die Mode generell war seine erste für die Zeitschrift realisierte Fotostrecke „Stralsund“. Bis 1990 war Melis anschließend für „Exquisit“, dem größten Modehandelsunternehmen der DDR als Fotograf tätig, bei dem seine Frau Dorothea von 1970-90 für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war.
Die in der Ausstellung präsentierten Schwarz-weiß-Fotografien von Roger Melis entstanden alle zwischen 1968 und 1988 für Modestrecken in der „Sibylle“ und schlugen den für die Zeitschrift charakteristischen Bogen von der angewandten hin zur künstlerisch ambitionierten und ästhetisch hochwertigen Fotografie. Die Foto-Shootings fanden nur selten vor Kulissen in Studios, sondern vorwiegend in einer realistischen Umgebung wie etwa in vom Krieg versehrten Stadtvierteln Berlins, in Industriegebieten oder Städten wie Potsdam oder Stralsund statt, um bis zu einem gewissen Grad ein authentisches Bild der Lebensräume in der DDR zu zeigen. Statt artifizieller und inszenierter Modellposen bevorzugte man natürliche Körperhaltungen und zeigte meist unabhängig wirkende Frauen in neutralen, meist alltäglichen Situationen. Wie Dorothea Melis erklärte, lag der Schwerpunkt sowohl der Mode an sich als auch ihrer fotografischen Reflexion im Alltäglichen und nicht im Spektakulären. Die Modeaufnahmen sollten Denkanstöße geben und nicht unbedingt ein Besitzgefühl erzeugen.
Die in der Ausstellung präsentierten Schwarz-weiß-Fotografien von Roger Melis entstanden alle zwischen 1968 und 1988 für Modestrecken in der „Sibylle“ und schlugen den für die Zeitschrift charakteristischen Bogen von der angewandten hin zur künstlerisch ambitionierten und ästhetisch hochwertigen Fotografie. Die Foto-Shootings fanden nur selten vor Kulissen in Studios, sondern vorwiegend in einer realistischen Umgebung wie etwa in vom Krieg versehrten Stadtvierteln Berlins, in Industriegebieten oder Städten wie Potsdam oder Stralsund statt, um bis zu einem gewissen Grad ein authentisches Bild der Lebensräume in der DDR zu zeigen. Statt artifizieller und inszenierter Modellposen bevorzugte man natürliche Körperhaltungen und zeigte meist unabhängig wirkende Frauen in neutralen, meist alltäglichen Situationen. Wie Dorothea Melis erklärte, lag der Schwerpunkt sowohl der Mode an sich als auch ihrer fotografischen Reflexion im Alltäglichen und nicht im Spektakulären. Die Modeaufnahmen sollten Denkanstöße geben und nicht unbedingt ein Besitzgefühl erzeugen.
In der „Sibylle“ korrespondierten die Modeaufnahmen unbekannter Modelle außerdem mit Porträts von „realen“ Frauen, die in den Kulturbeiträgen vorgestellt wurden, wie etwa Schauspielerinnen, Sängerinnen, Lehrerinnen, Wissenschaftlerinnen oder Schriftstellerinnen, denn Kunst und Kultur waren – wie der Untertitel auch verlauten ließ – integraler Bestandteil der Zeitschrift. Roger Melis‘ fotografisches Vorgehen in der Modefotografie blieb somit in gewisser Weise eine an der Realität orientierte Fotografie, in der er seine Vorstellungen und seine Interpretation der Zeit, den Frauen und dem alltäglichen Leben formulieren konnte. Seine kühle, immer etwas distanzierte und dennoch registrierende Art verband sich dabei mit einem klassischen Bildaufbau, der seinen Stil einmalig und unverkennbar machte. Die Porträtfotografie zog sich somit durch Melis‘ gesamtes fotografisches Werk und hat seine Modefotografien – verstärkt durch die in der „Sibylle“ vorherrschende Symbiose zwischen Mode- und Porträtfotografie – stilistisch beeinflusst. Trotz der äußeren Zwänge und der Zensur durch den Staat entstand im Umfeld der Zeitschrift „Sibylle“ eine vielschichtige und richtungsweisende Modefotografie in der DDR, zu der die Fotografien Roger Melis‘ maßgeblich beigetragen haben. Text: Carolin Leistenschneider