Mein Blick ist strahlend wie eine Sonnenblume...Ich habe die Angewohnheit, über die Straßen zu wandern und dabei nach rechts und nach links zu schauen und manchmal auch rückwärts...und was ich in jedem Augenblick sehe, habe ich nie zuvor gesehen und weiß sehr wohl darauf achtzugeben...Ich kenne den Wesensschauder,den Kinder spüren würden, wenn sie bei der Geburt begriffen, dass sie wirklich das Licht der Welt erblickten...Fernando Pessoa, Der Hüter der Herden
Das Wesen der Fotografie ist seit jeher zwiegespalten. Künstler richten durch sie ihre subjektive Sicht auf die Welt aus, von Wissenschaftlern wird sie aufgrund ihrer Eigenschaft genutzt, die Realität ohne Verfälschung exakt abzubilden. Deshalb ist die Geschichte der Fotografie auch die Geschichte zwei verschiedener Blicke auf die Welt; während der eine objektiviert und vermisst, katalogisiert und klassifiziert, ist der andere so grenzenlos und frei, wie ihn Pessoa beschreibt, von der Liebe zur Welt und den Menschen angetrieben. Die Ausstellung ONE LOVE zeigt den Blick des jungen französischen Fotografen Paul Hance. Ein Blick, der nicht auf der Objektivität der Dinge verharrt, sondern durchdringt zur wesentliche Natur des Individuums. Als August Sander in den 1920er Jahren für sein Projekt Menschen des 20. Jahrhunderts Bewohner Deutschlands quer durch alle Schichten porträtierte, schenkte er der Kleidung der Menschen und dem Hintergrund, vor welchen er sie fotografierte, übermäßige Aufmerksamkeit. Durch diese fotografische Inszenierung der spezifischen Attribute seiner Modelle gelang es Sander, "das Antlitz des deutschen Menschen" der Weimarer Republik herauszuschälen und festzuhalten.
Das Wesen der Fotografie ist seit jeher zwiegespalten. Künstler richten durch sie ihre subjektive Sicht auf die Welt aus, von Wissenschaftlern wird sie aufgrund ihrer Eigenschaft genutzt, die Realität ohne Verfälschung exakt abzubilden. Deshalb ist die Geschichte der Fotografie auch die Geschichte zwei verschiedener Blicke auf die Welt; während der eine objektiviert und vermisst, katalogisiert und klassifiziert, ist der andere so grenzenlos und frei, wie ihn Pessoa beschreibt, von der Liebe zur Welt und den Menschen angetrieben. Die Ausstellung ONE LOVE zeigt den Blick des jungen französischen Fotografen Paul Hance. Ein Blick, der nicht auf der Objektivität der Dinge verharrt, sondern durchdringt zur wesentliche Natur des Individuums. Als August Sander in den 1920er Jahren für sein Projekt Menschen des 20. Jahrhunderts Bewohner Deutschlands quer durch alle Schichten porträtierte, schenkte er der Kleidung der Menschen und dem Hintergrund, vor welchen er sie fotografierte, übermäßige Aufmerksamkeit. Durch diese fotografische Inszenierung der spezifischen Attribute seiner Modelle gelang es Sander, "das Antlitz des deutschen Menschen" der Weimarer Republik herauszuschälen und festzuhalten.
Im Gegensatz zu Sander fotografiert Paul Hance bekannte Persönlichkeiten – sie stehen ihm vor einem grauen Hintergrund Modell, ganz ohne Requisiten, die von ihrem Leben und ihrer Herkunft erzählen könnten. Und trotzdem liegt in seinen Portraits etwas repräsentatives, etwas allgemeingültiges. Entgegen der klassischen Lehre der Porträtfotografie aus den Zeiten der Daguerreotypie lässt Hance seinen Modellen alle Freiheiten bezüglich Position, Ausdruck und Haltung. In manchen Bildern verdecken Tücher sogar das Gesicht– als größtmöglicher Kontrapunkt zur klassischen Portraitaufnahme.
Paul Hance ignoriert die Regeln der Portraitfotografie und dringt vor zu Menschenansichten, die fern von jeder Typologisierung sind. Durch die fehlenden Hinweise auf gesellschaftliche Stellung und Funktion umgibt die porträtierten Frauen und Männer eine Zeitlosigkeit, als erblicke man in diesem Moment das unverfälschte Wesen des Menschen. Trotz der simplifizierten Bildsprache drückt jedes Portrait eine starke individuelle Präsenz aus, der man in der Art der Blicke, der Schönheit der Gesichter und der Verschiedenheit der Körpersprache begegnet. In den Fotografien von Paul Hance versöhnt sich für einen kurzen Moment die dialektische Spannung zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen Individualität und Typologie.
Paul Hance ignoriert die Regeln der Portraitfotografie und dringt vor zu Menschenansichten, die fern von jeder Typologisierung sind. Durch die fehlenden Hinweise auf gesellschaftliche Stellung und Funktion umgibt die porträtierten Frauen und Männer eine Zeitlosigkeit, als erblicke man in diesem Moment das unverfälschte Wesen des Menschen. Trotz der simplifizierten Bildsprache drückt jedes Portrait eine starke individuelle Präsenz aus, der man in der Art der Blicke, der Schönheit der Gesichter und der Verschiedenheit der Körpersprache begegnet. In den Fotografien von Paul Hance versöhnt sich für einen kurzen Moment die dialektische Spannung zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen Individualität und Typologie.
Paul Hance verzichtet bewusst auf Digitalfotografie und ein industriell perfektioniertes Druckverfahren wie es zum Beispiel in der Werbung Standart ist. Stattdessen fotografiert er mit einer analogen Kamera und lässt Silbergelatineabzüge herstellen, die er durch
alchemistische Experimente mit alten Prozessen der Fotogravur in seinem Labor alteriert. Aufgrund der schwer kontrollierbaren chemischen Reaktionen während der
Entwicklungsphase des Negatives ist jeder Abzug ein Unikat; die „Fehler“ auf den Abzügen gehören zum künstlerischen Schaffungsprozess.Den Portraits werden Verzierungen aus Blattgold und Silber zugefügt, die auf den Bildformen des Ikonenbildes basieren. Die auf dem Silbergelatine Abzug eingesetzten Metalle entwickeln zudem vielfältige Oxidationsstufen, die neben Nimbus und orientalischen Ornamenten - Zitate aus Kunst- und Bildgeschichte- die Einzigartigkeit jedes Portraits unterstreichen. Der Glanz der Metalle hat, anders als in der Ikonenmalerei, eine durchaus dreidimensionale Wirkung: Die Köpfe der Porträtierten heben sich vom Hintergrund ab und erscheinen so seltsam entrückt.
alchemistische Experimente mit alten Prozessen der Fotogravur in seinem Labor alteriert. Aufgrund der schwer kontrollierbaren chemischen Reaktionen während der
Entwicklungsphase des Negatives ist jeder Abzug ein Unikat; die „Fehler“ auf den Abzügen gehören zum künstlerischen Schaffungsprozess.Den Portraits werden Verzierungen aus Blattgold und Silber zugefügt, die auf den Bildformen des Ikonenbildes basieren. Die auf dem Silbergelatine Abzug eingesetzten Metalle entwickeln zudem vielfältige Oxidationsstufen, die neben Nimbus und orientalischen Ornamenten - Zitate aus Kunst- und Bildgeschichte- die Einzigartigkeit jedes Portraits unterstreichen. Der Glanz der Metalle hat, anders als in der Ikonenmalerei, eine durchaus dreidimensionale Wirkung: Die Köpfe der Porträtierten heben sich vom Hintergrund ab und erscheinen so seltsam entrückt.