Ein Hase sitzt auf einer Wiese,
des Glaubens, niemand sähe diese.
Doch, im Besitze eines Zeißes,
betrachtet voll gehaltnen Fleißes
vom vis-a-vis gelegnen Berg
ein Mensch den kleinen Löffelzwerg.
Ihn aber blickt hinwiederum
ein Gott von fern an, mild und stumm.
des Glaubens, niemand sähe diese.
Doch, im Besitze eines Zeißes,
betrachtet voll gehaltnen Fleißes
vom vis-a-vis gelegnen Berg
ein Mensch den kleinen Löffelzwerg.
Ihn aber blickt hinwiederum
ein Gott von fern an, mild und stumm.
Was Christian Morgenstern in diesem Gedicht beschreibt, Niklas Luhmann Jahrzehnte später systemtheoretisch als Beobachtung der Beobachtung fasst, findet sich in radikalisierter Form auch im Auftaktfoto zu Heinz-Peter Knes’ jüngster Ausstellung. Ein junger Mann blickt darin durch seine Kamera auf ein aufgeschlagenes Buch. Es ist ein Atlas, eingeklemmt zwischen den Beinen des Stativs, dem übermächtigen Apparat und Körper des Fotografen unterworfen wie eine Beute. ‚The world‘ hat Heinz Peter Knes seine Aufnahme genannt – die Weltaneignung findet in einer aseptischen Studiosituation statt.
Heinz Peter Knes, der in den 90er-Jahren bekannt wurde mit schonungslosen Portraits seiner Freunde und Geschwister, thematisiert in seinen neuesten Arbeiten
die Fotografie selbst. Ein zweites Werk zeigt den ‚Cv of a shed‘ besteht aus Text, der bekannte Fotos aus dem 19. Jahrhundert bis heute beschreibt, die eine Hütte zeigen. Ein Gedicht, das Bilder im Kopf entstehen lässt, die wir eigentlich schon kennen.
Mit diesen ‚Hütten-Bildern‘ bezieht sich Knes auf eine Aufnahme aus seiner Anfangszeit – der Holzbau war für ihn und seine jugendlichen Freunde Treffpunkt und Zufluchtsort – und distanziert sich zugleich: Der unverstellte Blick von damals ist einer abstrakteren Darstellung, die hedonistische Feier der
Heinz Peter Knes, der in den 90er-Jahren bekannt wurde mit schonungslosen Portraits seiner Freunde und Geschwister, thematisiert in seinen neuesten Arbeiten
die Fotografie selbst. Ein zweites Werk zeigt den ‚Cv of a shed‘ besteht aus Text, der bekannte Fotos aus dem 19. Jahrhundert bis heute beschreibt, die eine Hütte zeigen. Ein Gedicht, das Bilder im Kopf entstehen lässt, die wir eigentlich schon kennen.
Mit diesen ‚Hütten-Bildern‘ bezieht sich Knes auf eine Aufnahme aus seiner Anfangszeit – der Holzbau war für ihn und seine jugendlichen Freunde Treffpunkt und Zufluchtsort – und distanziert sich zugleich: Der unverstellte Blick von damals ist einer abstrakteren Darstellung, die hedonistische Feier der
Existenz einem grundsätzlichen Zweifel gewichen. Man kann diesen Übergang durchaus als Kritik an den reaktionären Nullerjahren verstehen, in denen Fotos (9/11, Beweisbilder von Massenvernichtungswaffen, Abu Ghraib etc.) instrumentalisiert wurden, um nicht mehr Wirklichkeiten abzubilden, sondern sie herzustellen.
Doch Knes fotografiert nicht, um Thesen zu bebildern; und festlegen lassen, will er sich schon gar nicht. So konterkariert er die formal strengeren Arbeiten mit zwei poetischen Aufnahmen am Ende der Ausstellung: Die eine zeigt einen abstrakten Farbverlauf durchs Regenbogenspektrum, auf der anderen sehen wir eine Ray-Ban-Sonnenbrille – das Modell, ursprünglich das Markenzeichen amerikanischer Polizisten, welches sich die Schwulenbewegung in den 70er-Jahren angeeignet hat. Aber auch hier sollten wir unseren Augen nicht trauen: Bei seinem Exemplar, das betont Heinz Peter Knes, handelt es sich um eine Fälschung.
By Sebastian Frenzel
Doch Knes fotografiert nicht, um Thesen zu bebildern; und festlegen lassen, will er sich schon gar nicht. So konterkariert er die formal strengeren Arbeiten mit zwei poetischen Aufnahmen am Ende der Ausstellung: Die eine zeigt einen abstrakten Farbverlauf durchs Regenbogenspektrum, auf der anderen sehen wir eine Ray-Ban-Sonnenbrille – das Modell, ursprünglich das Markenzeichen amerikanischer Polizisten, welches sich die Schwulenbewegung in den 70er-Jahren angeeignet hat. Aber auch hier sollten wir unseren Augen nicht trauen: Bei seinem Exemplar, das betont Heinz Peter Knes, handelt es sich um eine Fälschung.
By Sebastian Frenzel