Die Ausstellung „Postskriptum“ präsentiert insgesamt vierzig, bisher noch nie gezeigte, von Christa Dichgans gestaltete Postkarten, die die Künstlerin ihrem Mann, dem Galeristen Rudolf Springer (1909-2009) von 1969 bis 2009 jedes Jahr zu Weihnachten schenkte. Begleitet von privaten Fotografien, die ebenfalls zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden, bietet die Ausstellung eine neue und außergewöhnliche Sichtweise auf Christa Dichgans’ Oeuvre der vergangenen vierzig Jahre, dessen Entwicklung sich in den Postkarten widerspiegelt.
Die 1940 in Berlin geborene Künstlerin distanzierte sich schon während ihres Studiums bei dem Informel-Maler Fred Thieler von der abstrakten Malerei. Beeinflusst durch die britische und amerikanische Popart tauchen in ihren frühen Arbeiten der 60er Jahre zunehmend Alltags- und Konsumgegenstände auf. Die erste Postkarte von 1969, das Jahr, in dem sich Christa Dichgans und Rudolf Springer kennen lernten, zeugt von dieser Werkphase und zeigt eine grüne Gummiente, wie man sie aus Dichgans‘ Gemälden der Gummitier-Stillleben kennt. Die Künstlerin nahm ihre Inspiration meist aus ihrer direkten Umgebung, vornehmlich aus der Spielzeugkiste ihres Sohnes und bediente sich dabei der Dinge, die für sie als Mutter im wahrsten Sinne „naheliegend“ waren. Wie die in der Ausstellung gezeigten Fotografien aus jener Zeit dokumentieren wurden nicht nur Batman-Figuren, Feuerwehrautos und Kuscheltiere übereinander getürmt, sondern im Laufe der Zeit auch ganze Wurstberge zu Stillleben arrangiert. Im Jahr 1972, aus der die zweite Karte stammt, wurden vierzig kleine Wurst-Stillleben in einer Ausstellung bei Rudolf Springer präsentiert.
In den darauf folgenden Jahren hielten Christa Dichgans‘ charakteristische „Häufungen“ und Ansammlungen unterschiedlichster Gegenstände wie in ihren Werken auch in ihren Postkarten Einzug: Es türmen sich Nikoläuse vor dem Fernsehturm, Mandarinen und Nüsse vor der Gedächtniskirche, Geldscheine stapeln sich zu einem Berg mit einem Haus auf der Spitze, es regnet Geschenke, gelbe Taxis und Dollarscheine auf die Wolkenkratzer von New York herab. Private Geschehnisse wie der Kauf des Hauses in Südfrankreich 1975, die Auseinandersetzungen mit Rudolf Springer wegen seines Hundes Apoll 1977 oder Dichgans‘ Aufenthalt in New York 1980 wurden zu bildwürdigen Themen und Motiven auf den Weihnachtskarten des jeweiligen Jahres.
In den 80er Jahren wurden die Postkartenmotive wie auch die Gemälde durch die Stilisierung der einzelnen Gegenstände immer abstrakter und kleinteiliger. Durch Überlappungen und Verhakungen erlangten die „Häufungen“ nach und nach ornamentale Strukturen, die zu einem Charakteristikum wurden, das sich durch Christa Dichgans‘ gesamtes Werk zieht. Ab Mitte der 80er schichtete sie in ihren Bildern jedoch nicht nur Gegenstände, sondern auch Personen, Masken und Götter unterschiedlicher Religionen, die ihr auf ihren zahlreichen Reisen durch Asien und Afrika begegneten. Auch auf der letzten Karte von 2009 reihen sich wie in einem unendlichen Zug, der bis zum Horizont reicht, berühmte Persönlichkeiten der Kunst-geschichte wie Paula Modersohn-Becker, Picasso, Dürer und Baselitz aneinander, die bisher Einfluss auf ihr Leben und künstlerisches Schaffen hatten. Aber auch frühere Bildthemen lässt Christa Dichgans in ihren Postkarten Revue passieren, und so taucht auf der Karte von 2007 die Plastikwolke der 60er Jahre oder 2009 der weiße Papierflieger wieder auf. Wie auf einer Reise durch Christa Dichgans’ Leben zeugen die Postkarten von verschiedenen Stationen ihres gemeinsamen Lebens mit Rudolf Springer, aber auch von ihrer Entwicklung als Künstlerin, und dokumentieren so auf eine sehr persönliche Art und Weise das – wie sie es selbst nennt – „Strandgut ihres Lebens“.
Carolin Leistenschneider
Die 1940 in Berlin geborene Künstlerin distanzierte sich schon während ihres Studiums bei dem Informel-Maler Fred Thieler von der abstrakten Malerei. Beeinflusst durch die britische und amerikanische Popart tauchen in ihren frühen Arbeiten der 60er Jahre zunehmend Alltags- und Konsumgegenstände auf. Die erste Postkarte von 1969, das Jahr, in dem sich Christa Dichgans und Rudolf Springer kennen lernten, zeugt von dieser Werkphase und zeigt eine grüne Gummiente, wie man sie aus Dichgans‘ Gemälden der Gummitier-Stillleben kennt. Die Künstlerin nahm ihre Inspiration meist aus ihrer direkten Umgebung, vornehmlich aus der Spielzeugkiste ihres Sohnes und bediente sich dabei der Dinge, die für sie als Mutter im wahrsten Sinne „naheliegend“ waren. Wie die in der Ausstellung gezeigten Fotografien aus jener Zeit dokumentieren wurden nicht nur Batman-Figuren, Feuerwehrautos und Kuscheltiere übereinander getürmt, sondern im Laufe der Zeit auch ganze Wurstberge zu Stillleben arrangiert. Im Jahr 1972, aus der die zweite Karte stammt, wurden vierzig kleine Wurst-Stillleben in einer Ausstellung bei Rudolf Springer präsentiert.
In den darauf folgenden Jahren hielten Christa Dichgans‘ charakteristische „Häufungen“ und Ansammlungen unterschiedlichster Gegenstände wie in ihren Werken auch in ihren Postkarten Einzug: Es türmen sich Nikoläuse vor dem Fernsehturm, Mandarinen und Nüsse vor der Gedächtniskirche, Geldscheine stapeln sich zu einem Berg mit einem Haus auf der Spitze, es regnet Geschenke, gelbe Taxis und Dollarscheine auf die Wolkenkratzer von New York herab. Private Geschehnisse wie der Kauf des Hauses in Südfrankreich 1975, die Auseinandersetzungen mit Rudolf Springer wegen seines Hundes Apoll 1977 oder Dichgans‘ Aufenthalt in New York 1980 wurden zu bildwürdigen Themen und Motiven auf den Weihnachtskarten des jeweiligen Jahres.
In den 80er Jahren wurden die Postkartenmotive wie auch die Gemälde durch die Stilisierung der einzelnen Gegenstände immer abstrakter und kleinteiliger. Durch Überlappungen und Verhakungen erlangten die „Häufungen“ nach und nach ornamentale Strukturen, die zu einem Charakteristikum wurden, das sich durch Christa Dichgans‘ gesamtes Werk zieht. Ab Mitte der 80er schichtete sie in ihren Bildern jedoch nicht nur Gegenstände, sondern auch Personen, Masken und Götter unterschiedlicher Religionen, die ihr auf ihren zahlreichen Reisen durch Asien und Afrika begegneten. Auch auf der letzten Karte von 2009 reihen sich wie in einem unendlichen Zug, der bis zum Horizont reicht, berühmte Persönlichkeiten der Kunst-geschichte wie Paula Modersohn-Becker, Picasso, Dürer und Baselitz aneinander, die bisher Einfluss auf ihr Leben und künstlerisches Schaffen hatten. Aber auch frühere Bildthemen lässt Christa Dichgans in ihren Postkarten Revue passieren, und so taucht auf der Karte von 2007 die Plastikwolke der 60er Jahre oder 2009 der weiße Papierflieger wieder auf. Wie auf einer Reise durch Christa Dichgans’ Leben zeugen die Postkarten von verschiedenen Stationen ihres gemeinsamen Lebens mit Rudolf Springer, aber auch von ihrer Entwicklung als Künstlerin, und dokumentieren so auf eine sehr persönliche Art und Weise das – wie sie es selbst nennt – „Strandgut ihres Lebens“.
Carolin Leistenschneider